Freitag, 31. Oktober 2014

Der Verein Lesezeichen fördert die Obernburger Stadtbücherei - Lesung mit Sina Trinkwalder und mehr

Gemeinsam planen und beraten Büchereileiterin Barbara Hohm und Fördervereinsvorsitzende Sabine Klimmer (von links) die nächsten Aktionen.

Am Beispiel des Fördervereins „Lesezeichen“, der durch seine Aktivitäten der Stadtbücherei Obernburg Mittel zur Verfügung stellt und zusätzlich das kulturelle Leben in der Römerstadt bereichert, wird klar, was alles nicht möglich wäre, gäbe es die ehrenamtliche Unterstützung für öffentlich und kirchlich getragene Büchereien nicht. „Lesezeichen“-Vorsitzende Sabine Klimmer hat viel vor. Einige Veranstaltungen stehen bereits fest oder sind schon umgesetzt das Lesetheater am kommenden Donnerstag mit Schauspieler Michael Hein. Die Autorenlesung mit Sina Trinkwalder am 7. November im Pfarrheim Pia fidelis steht noch bevor.

Michael Hein (Mitte) beim Mitmachtheater am 30. Oktober 2014 mit den Mitmachern in der Stadtbibliothek.
Lesen bildet und fördert die Sprachkompetenz
In der Stadtbücherei Obernburg wieselt und wuselt es eigentlich immer während der Öffnungszeiten. Eltern mit Kindern, Jugendliche und Erwachsene geben sich die die Türklinke in die Hand. Die einen kommen, die anderen gehen, immer mit einem Packen Bücher unterm Arm oder in der Tasche. Es ist unbestritten: Lesen bildet und fördert die Sprachkompetenz. Deshalb ist ein Tätigkeitsbereich die Leseförderung, für die der Förderverein finanzielle Mittel zur Verfügung stellt und selbst Veranstaltungen organisiert. So gibt es beispielsweise regelmäßig einmal in der Woche die LiLa-Lesestunde, wo für Kinder zwischen vier und acht Jahren eine spannende Geschichte vorgelesen wird. Hierfür hat der Verein jetzt auch Sitzkissen angeschafft, auf denen sich die Kinder tummeln können.

Für die vom Bildungsministerium geförderte Aktion „Lesestart“ für Krabbel- und Kindergartenkinder hat „Lesezeichen“ finanzielle Mittel für die Anschaffung von Pappbilderbüchern beigesteuert und auch für den Büchereibetrieb einen Medienzuschuss für Kinderliteratur geleistet. Dank des Fördervereins konnte ein Erzähltheater angeschafft werden, ein Holzlesetheater mit Bildkartensets, das sowohl Kindergärten, und Schulen als auch Senioreneinrichtungen zur Verfügung gestellt wird. „Auch für die Kinderkirche ist das Erzähltheater prima geeignet“, erklärt Bücherleiterin Barbara Hohm. Sie bestätigt, dass durch die finanzielle, personelle und ideelle Unterstützung des Fördervereins viele Aktivitäten umgesetzt werden, die das Büchereiteam alleine nicht stemmen könnte. Jährlich zwischen 3000 und 5000 Euro fließen in die Stadtbibliothek, die zum Teil als Medienzuschuss verwendet werden, um die Etatkürzungen abzufedern.

Die erste große Aktion des Fördervereins war ein Kabarettabend mit Michl Müller. „Das war schon ein Knaller“, bekennt Sabine Klimmer, die bereits seit der Gründung im Jahr 2007 an in der Führungsspitze war und seit Frühjahr dieses Jahres den Vorsitz übernommen hat. Obwohl das Kabarettangebot ein durchschlagender Erfolg war, wollen sich die Vereinsmitglieder auf das konzentrieren, was direkt mit Büchern zu tun hat. „Fürs Kabarett gibt es ja die Kleinkunstbühne in der Kochsmühle, da soll keine Konkurrenz aufgebaut werden“, sagt Klimmer und erklärt, dass alle Veranstaltungen und Aktionen mit Barbara Hohm abgesprochen werden. „Wir ergänzen uns gegenseitig ganz prima, und es gibt ganz viele Ideen, die wir gemeinsam entwickeln.“

Starke Frauen als Lesereihe
Am 7. November startet der Verein eine neue Reihe unter dem Titel „Starke Frauen“, wo die Unternehmerin und Autorin Sina Trinkwalder ihre Autobiografie „Wunder muss man selber machen“ vorstellen wird. Sie hat in Augsburg mit viel Enthusiasmus und ohne jegliche Erfahrung in dem Metier einen Bekleidungsbetrieb aus dem Boden gestampft und ehemals arbeitslosen Näherinnen einen Job gegeben. Ihre Kleidermanufaktur „Manomana“ gilt heute als Erfolgsmodell für ökosoziale Unternehmenspolitik. „Im Frühjahr soll die Reihe fortgesetzt werden“, berichtet Sabine Klimmer, die Frauen mit besonderer Leistung und vorbildlichem Engagement zweimal im Jahr nach Obernburg holen will. Wer es im Frühjahr sein wird, hat sie nicht verraten. „Die Verhandlungen laufen noch“, sagt sie.

Wunder muss man selber machen

Sina Trinkwalder. Foto: Droemer Verlag
„Machen“ – in diesem Wort steckt ein großer Teil der unternehmerischen Philosophie der heute 36-jährigen Sina Trinkwalder. Das war schon so, als sie im Alter von 21 Jahren ihre Werbeagentur gründete und als sie 11 Jahre später, im Jahr 2010, ihr Textilunternehmen „manomama“ in Angriff nahm, mit dem sie möglichst vielen Menschen den Wiedereinstieg in ein geregeltes Berufsleben ermöglichen wollte. Wie ihr dieses Wunder gelang, hat sie in einem Buch festgehalten, aus dem sie am 7. November, ab 19.30 Uhr im frisch sanierten und umgebauten Pfarrheim Pia fidelis lesen und ihre Geschichte erzählen wird.

Sina Trinkwalder ist ein herausragendes Beispiel für eine taffe Unternehmerin mit sozialer Ader, die sich ihren Traum erfüllt hat. Ohne entsprechende Vorbildung im Schneiderhandwerk, ohne einen belastbaren Businessplan und vor allem ohne eine klare Produktidee überwand sie die größten Hindernisse. Als Autodidaktin, allein angetrieben von ihrer enormen Energie und ihrem unbedingten Wunsch etwas Sinnvolles in die Welt zu bringen, schaffte sie, was kaum jemand für möglich gehalten hatte: am alten, abgehalfterten Textilindustriestandort Augsburg ein junges Textilunternehmen mit mittlerweile knapp 150 Mitarbeitern - ihren „Ladies“ - zu etablieren.

Gleichzeitig trat sie damit den Beweis an, dass man in Deutschland ökologisch und sozialverantwortlich produzierte Textilprodukte zu marktgängigen Preisen erfolgreich vermarkten kann. Die Erfolgsgeschichte von Sina Trinkwalder und „manomama“: In ihrer Autobiografie „Wunder muss man selber machen“ erzählt die Unternehmerin die ganze Geschichte, die Freude und das Leid. Als die härteste Zeit der letzten drei Jahre bezeichnet Sina Trinkwalder die Wochen, während der sie sich zum Verfassen ihres Buches zurückzog. Ihr sei während des Schreibens immer wieder klar geworden, wie oft die Sache hätte schiefgehen können. „Wunder muss man selber machen“ ist die Geschichte eines unmöglichen Erfolgs, spannend wie ein Thriller, ergreifend und mitreißend.

Hier die Zusammenfassung der Autorenlesung mit Sina Trinkwalder in Obernburg und eine Buchrezension

Montag, 27. Oktober 2014

Rasante Bühnenshow in der Obernburger Kochsmühle mit ASS-Dur

Dominik Wagner und Benedikt Zeitner sind ASS-Dur.
Höherer Blödsinn und noch höhere Musikalität zeichnen Dominik Wagner und Benedikt Zeitner aus, die am Samstagabend mit ihrem bereits dritten Programm unter dem viel sagenden Titel „3. Satz-Scherzo Spirituoso“ das Publikum in der Obernburger Kochsmühle zum Toben brachten. Das Comedy-Duo nennt sich Ass-Dur, wobei das Ass als Trumpf in Sachen Humor und Bühnenpräsenz zu werten ist und das Dur eindeutig als Assoziation auf die Virtuosität der beiden hoch begabten Musiker hindeutet.

Wer die Comedians in ihren ersten beiden Programmen erlebt hat, weiß, dass bei ihrer turbulenten Show kein Auge trocken und kein Zwerchfell verschont bleibt. Während Benedikt Zeitner den smarten, stilgerecht in Frack und Fliege gewandeten seriösen Conférencier und Diseur mimt, zeigt sich Dominik Wagner in Schlabberhose und Kapuzenpulli leicht gelangweilt und mit müdem Blick als krasses Gegenstück. Gerade die Unterschiedlichkeit, die sich im Verlauf des Programms als beeindruckende Kongenialität entpuppt, macht den Charme von Ass-Dur aus.


Flankiert werden die Musik- und Tanzeinlagen von Gestik und Mimik und scheinbar zufällig eingestreuten Witzchen, die für sich genommen eigentlich ziemlich flach sind, aber von Dominik Wagner in den Raum geworfen Lachsalven erzeugen: „Ist ein Raumschiff mit Frauen eigentlich unbemannt?“ oder „Ich habe einen IQ-Test gemacht und voll Glück: er war negativ! Stell dir vor ich hätte was gehabt!“ Der vermeintlich bildungsferne Wagner ist aber ein blitzgescheites Kerlchen, das ebenso hinreißend Klavier wie Violine spielt.









Benedikt Zeitner präsentiert seine gesanglichen Qualitäten, erklärt höchst amüsant musikwissenschaftliche Weisheiten, steppt wie Fred Astaire über die Bühne und gibt ein weiteres Talent preis,  als er sich ans Klavier setzt und seine Finger über die Tasten gleiten lässt. Wenn beide dem Erdchakra näher kommen und bei der Suche danach scheitern, das Kinderlied vom Biba Butzemann in verschiedene Musikstile verpacken, als Boygroup über die Bühne wirbeln und klavierspielend die Kleider tauschen, ohne auch nur einen Ton auszulassen oder daneben zu greifen, ist das Publikum kaum noch zu halten und quittiert es mit frenetischem Applaus und Beifallspfiffen.

 
© Ruth Weitz. Text und Fotos unterliegen dem Urheberrecht.

Hier die Diaserierie

Montag, 13. Oktober 2014

Förderpreis Musik 2014 der Stadt Obernburg für Tom Hofmann und Lukas Katter


Tom Hofmann und Lukas Katter (von rechts) erhalten den Förderpreis Musik 2014 der Stadt Obernburg, den Bürgermeister Dietmar Fieger (links) überreicht.
Die Musikschule ist für die Stadt Obernburg ein Aushängeschild, denn hier wird das musikalische Talent von Kindern und Jugendlichen und auch die soziale Kompetenz gefördert. Ein großes Lob für die hervorragenden Leistungen und einen vorbildlichen Teamgeist gab es am Sonntagabend, 12. Oktober, bei der Verleihung des Förderpreises Musik , den die Stadt Obernburg seit 1992 im zweijährigen Rhythmus an besonders begabte Nachwuchstalente vergibt, die entweder in Obernburg wohnen oder eine Schule in der Römerstadt besuchen. Erstmals wurden die Preisträger gleich nach dem Wettbewerb im Vortragssaal der Musikschule bekannt gegeben und bekamen ihre Urkunden von Bürgermeister Dietmar Fieger überreicht.

Die Jury berät
In den vergangenen Jahren gab es immer eine eigene Veranstaltung, bei der die Preisträger ausgezeichnet wurden. Musikschulleiter Holger Blüder, der zusammen mit Reiner Hanten die Obernburger Einrichtung in der Kochsmühle führt, zeigte sich erfreut, dass nahezu alle Teilnehmer, die am Vormittag und tagsüber am Wettbewerb teilgenommen hatten, am Abend nochmal nach Obernburg kamen, um bei der Verleihung dabei zu sein. Im Vorraum und im Vortragssaal warteten sie zusammen mit Eltern, Großeltern und Geschwistern mit Spannung auf das Ergebnis. Die Juroren Ulrich Eick-Kerssenbrock, Ulrich Sauerstein und Meinhard Gerlach hatten sich in den Nebenraum zurückgezogen. Ab und zu öffnete sich die Tür, aus der entweder Holger Blüder oder Reiner Hanten heraustraten und mit einem Zettel in der Hand zum Büro flitzten, um Musikschul-Sekretärin Uschi Marquart mit den ersten Ergebnissen zu versorgen, damit sie schon die Urkunden vorbereiten konnte.

Das Ergebnis wird bekannt gegeben
Gegen 19 Uhr war dann klar, wer eine Auszeichnung erhält und wer den diesjährigen Förderpreis gewinnt. Die Juroren hatten diesmal besonders lange beraten, weil sie sich nicht für einen einzelnen Preisträger entscheiden konnten. So waren es zum Schluss zwei begabte junge Musiker, die mit dem Förderpreis bedacht wurden: der Pianist Lukas Katter und der Gitarrist Tom Hofmann. Ihnen wurde die Auszeichnung in Form einer Porzellanvioline überreicht. Für alle, die mit einem Preis für ihre sehr guten und hervorragenden Leistungen belohnt worden waren, gab es kräftigen Applaus. Das bewog Holger Blüder zu der Bemerkung, dass Konkurrenzdenken bei der Musizierenden keinen Platz hat, sondern der Gemeinschaftsgeist an erster Stelle steht. Dafür gab es noch mal einen Sonderapplaus.
Alle Nachwuchsmusiker, die einen ersten Preis erhalten haben, freuen sich mit Bürgermeister Fieger über die Auszeichnung. 
Die Preisträger

Bei den Saiteninstrumenten gab es in der Altersgruppe I dritte Preise für Veronika Appel (Violoncello) und Annika Wenzel, zweite Preise für Luzia Blaut und Emma Schwarzkopf und einen ersten Preis für Isabell Xiao, die alle Geige spielen. In der Altersgruppe II  Violine gab es einen zweiten Preis für Katharina Kraft und einen ersten Preis für Johannes Dölger. Bei den Holzblasinstrumenten erhielt die Klarinettisten Thea Hofmann (Altersgruppe III) einen zweiten Preis und Vincent Hofmann (Altersgruppe II) einen ersten Preis. Ein erster Preis ging auch an den Saxofonisten Andreas Zöller (Altersgruppe III). Das Klarinettenquartett der Altersgruppe III mit Spohie Wöber, Lena Hohm, Eliane Zimmermann und Thea Hofmann erhielt einen ersten Preis. Bei den Blechbläsern in der Altersklasse I nahmen Tobias Hohm und Jule Muth einen dritten Preis mit nachhause. Der Trompeter Henrik Koops erhielt einen dritten Preis und Celina Koch durfte sich über einen ersten Preis freuen. Der junge Nachwuchssänger Benjamin Becker hatte mit gutem Erfolg an dem Wettbewerb teilgenommen. Das Duo Laura Brettschneider (Gesang) und Johannes Kramb (Klavier) hatte in der Altersklasse I einen ersten Preis erreicht. Ebenfalls in der Altersklasse I war das Gitarrenquartett mit Ana Brand, Angelina Fath, Anna-Lena Löwer und Max Pöttcher angetreten, das mit einem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Die Gitarrenensembles Klampfenbande (Altersgruppe I) und Ensemble 12 (Altersgruppe III) erhielten jeweils zweite Preise. Zweite Preise fürs Gitarrenspiel in der Altersklasse I gab es auch für Ana Brand, Angelina Fath, Luisa Goll, Max Pöttcher und Jan Sommer. In der Altersklasse II erhielten Nikolas Bautz einen dritten und Felix Möller einen zweiten Preis. Samantha Geis und Tom Hofmann, der auch Förderpreisträger ist, wurden mit einem ersten Preis in der Altersklasse III ausgezeichnet. Bei den Nachwuchspianisten errang Laura Brettschneider in der Altersklasse I einen dritten Preis, Johannes Kramb, ebenfalls Altersklasse I, wurde mit einem zweiten Preis ausgezeichnet. In der Altersklasse II erhielt Nicolas Vollmuth einen ersten Preis und in der Altersklasse III wurde Lukas Katter mit einem ersten Preis und dem Förderpreis der Stadt Obernburg bedacht.
Hier zum Bericht über die Preisverleihung 2012
© Text und Bilder Ruth Weitz 

Montag, 6. Oktober 2014

Der Obernburger Mühlstein 2014 geht an Harry & Jakob

Die Freude ist groß, als Harry und Jakob (links) den Mühlstein von Jürgen Tillack entgegen nehmen, daneben Alicja Heldt, Vinzent Binders und René Sydow, die ihren Kollegen applaudieren.
Ein Einspalter mit Briefmarkenfotos war das Ergebnis der Veröffentlichung meines Manuskripts über den Kabarettwettbewerb am 4. Oktober in der Kleinkunstbühne Kochsmühle im schönen Obernburg. Leider wurde der Text aus Platzgründen auch noch gekürzt. Hier die Zusammenfassung in voller Länge mit allen Fotos.

Es war keine leichte Entscheidung, die das fünfköpfige Jurorenteam am Samstagabend in der Obernburger Kochsmühle zu treffen hatte. Beim diesjährigen Wettbewerb um den Obernburger Mühlstein mit insgesamt fünf Beiträgen von sechs Nachwuchskabarettisten wurde eine Menge Hochkarätiges geboten. Doch letztlich waren sich Publikum und Jury einig: Den 15 Kilo schweren Kleinkunstpreis durfte das Duo Harry und Jakob mit nachhause nehmen.  Die beiden Künstler reimten sich mit Witz, Schlagfertigkeit  und überzeugender Performance in die Riege der mittlerweile 24 Mühlstein-Preisträger.

Mit ihren witzig gereimten Versen und einem gekonnten Auftritt überzeugen Harry Kienzler und Jakob Nacken als Harry& Jakob beim diesjährigen Kabarettwettbewerb um den Obernburger Mühlstein.

Spritzige Verse in vollendeter Metrik
Harry Kienzler und Jakob Nacken sind keine Unbekannten in der Kleinkunstszene. Mit ihren spritzigen Versen, die sie sich in vollendeter Metrik im Schlagabtausch zuwerfen, holten sie sich schon den baden-württembergischen Kleinkunstpreis. Am Samstagabend brillierten sie nicht nur mit ihrer gereimten Schauerballade von Hirsch und Jäger und einfallsreichen Pointen. Sie begeisterten zudem mit Spontanität und aus der Hüfte geschossener Improvisation.  So schufen sie Spontanreime auf Zuruf ein Epos  in mehreren Strophen mit dem vorgegebenen Satz „Obernburg liegt am Main“ und den eingestreuten Reimworten „Versäumnisurteil“ und „Xylophon“. Der letzte Satz, „Obernburg, du bist mein Glück“, erwies sich als Omen.  Als Jürgen Tillack vom Vorstand des Kochsmühlenvereins das Ergebnis der Juryentscheidung und der Publikumsauswertung bekannt gab und Harry und Jakob den gewichtigen Preis übergab, war das Glück der beiden perfekt.

Beinhartes politisches Kabarett bietet René Sydow.

Parforceritt durch die bundesrepublikanische Polit-Szene 
Fee Badenius, die im vergangenen Jahr den Wettbewerb in der Kochsmühle gewonnen hatte, führte charmant und liebenswert-frech durch den Abend, umrahmte die Moderation mit  pfiffigen Liedern  über die Liebe und das Leben und verkürzte das Warten auf die Entscheidung aufs Angenehmste. Von den Künstlern, die sich am Samstagsabend um die Gunst des Publikums und der Jury bewarben, wird man in Zukunft sicher noch mehr zu erwarten haben. Zum Beispiel von René Sydow, der mit einem Ausschnitt aus seinem Programm „Gedanken!Los“ intelligentes und messerscharfes politisches Kabarett bot. Seine Zunge benutzte er als Florett, mit der er sich durch die politischen Ränkespiele focht. Vom transatlantischen Freihandelsabkommen bis zu Waffengeschäften in Krisengebiete, von dümmlichen Fernsehsendungen („Jetzt ist mir klar, warum Fernsehen auch Kanal heißt“) bis zu Ursula von der Leyens Schmallippigkeit und Dirk Niebels Verbandelung mit Rheinmetall gestaltete er einen Parforceritt durch die bundesrepublikanische Polit-Szene.

Eine gehörige Portion Georg Kreisler blitzte bei Vinzent Binders durch. Der junge Österreicher überzeugte durch seine bitterbösen Liedtexte über den politischen Irrsinn und die tumbe Trägheit der Gesellschaft.  In einem seiner Lieder beklagte er, dass er als Veganer keine Chance hat, in eine rechtsradikale Partei aufgenommen zu werden: Veganer werden immer in die politisch linke Ecke gestellt! – Selbstredend als beinharte Satire zu verstehen. Die  Hamburger Deutsch-Polin Alicija Heldt präsentierte deftige Comedy, die dann richtig gut gefiel, als sie auf ihre anfangs inflationär eingestreuten zotigen Wortschöpfungen verzichtete. Wenn sie zu bildhaften Vergleichen wechselte, um die Unterschiede zwischen Mann und Frau aufzudröseln und Vorurteile als Schwachsinn zu entlarven wie „Alle Polinnen sind blond, haben hohe Wangenknochen und eine Stupsnase“, mit den Augen rollte und echte Empörung zeigte, weil mit dunklen Haaren und ausgeprägtem Riechorgan ausgestattet, war sie glaubwürdig und witzig zugleich.  

Macht’s Georg Kreisler nach: Nachwuchkabarettist Vinzent Binders.
Alicja Heldt klärt über die Unterschiede zwischen Mann und Frau auf.

Ein Schweizer mit Esprit
Als Schweizer, die in der Regel mit einem Gelassenheits-Gen ausgestattet sind und nicht gerade zu den Turbo-Artikulierern zählen, zeigte Alan Frei erfrischenden Esprit. Mit einer Spur Selbstironie und der Fähigkeit, aus dem Stand eine Pointe zu entwickeln und auf Zwischenrufe aus dem Publikum zu reagieren, erntete er viele Lacher und Zwischenapplaus. Den Status der Eidgenossen, nicht zu den Schnellsten zu zählen, kleidete er in Kalauer. Bezogen auf das Tempolimit auf Autobahnen in der Schweiz sagte er: „In Deutschland wird man geblitzt, in der Schweiz gemalt“.

Alain Frei ist kein Turbo-Artikulierer, aber ein flotter Schweizer.
Das Resümee des Abends: Drei Stunden gute Unterhaltung mit putzmunteren Kleinkünstlern, von denen man noch mehr sehen und hören möchte. Schlussendlich mit dem Duo Harry und Jakob ein würdiger Gewinner des Obernburger Mühlsteins.


Hintergrund: Der Obernburger Mühlstein
Der Obernburger Mühlstein wird seit 1989 vom Arbeitskreis Kul-Tour, dem Trägerverein der Kabarettbühne in der Obernburger Kochsmühle, ausgelobt. Parallel dazu erhält das Publikum die Chance, seinen Favoriten zu wählen. Den ersten Obernburger Mühlstein erhielt Bernd Vogel, Publikumsliebling wurde damals Günter Grünwald. 15 Kilogramm wiegt der Preis, den eine fünfköpfige Fachjury vergibt. Bisher waren sich Publikum und Jury bei der Bewertung insgesamt zehnmal einig. Aktuell bei Harry und Jakob, die mit ihrem gereimten Schlagabtausch sowohl bei den Gästen als auch bei den Fachjuroren die meisten Punkte sammelten. Sie werden im kommenden Jahr ihr vollständiges Programm in der Kochsmühle zeigen und die Moderation beim nächsten Kabarettwettbewerb um den Obernburger Mühlstein übernehmen.


 © Text und Fotos: Ruth Weitz

Freitag, 3. Oktober 2014

Das schönste Dirndl und die kracherndste Krachlederne beim Obernburger Oktoberfest

Dietmar und Hedi Rauch auf dem Catwalk mit der krachendsten Krachledernen und dem schönsten Dirndl.
The Winners are: Hedi und Dietmar Rauch, die am Donnerstagabend die kesseste Sohle hinlegten und mit schickem Dirndl und krachender Krachlederner auf dem Catwalk am Obernburger Rathaus überzeugten. Manfred Schmock vom Gewerbeverein, der die Wahl moderierte und es besonders spannend machte, freute sich fast genauso wie die Sieger. Das erste Obernburger Oktoberfest war ein Bombenerfolg, der danach verlangt  im nächsten Jahr ausgebaut zu werden. Die Jury, bestehend aus Bürgermeister Dietmar Fieger, MdB a.D. Wolfgang Zöller, Stadträtin Katja Heinz, Hannelore Schreiber und Moni Schmock waren sich einig, dass die beiden das schönste Oktoberfestpaar auf dem Rathausplatz darstellten. Die originellsten Gewänder präsentierten Gerti und Manfred Dreizler aus Hofstetten. Das Siegerpaar freute sich riesig und darf demnächst ein Wellnesswochenende in der Domstadt Fulda verbringen.
Die Oktoberfest-Premiere war ein voller Erfolg und das Publikum zeigte sich begeistert. Für den musikalischen Rahmen am Abend sorgte das Duo Kussecht und heizte mit schmissigen Rhythmen kräftig ein.

Die Dreizlers begeisterten mit einem besonders originellen Trachtenoutfit.
Weitere Bilder im Main-Netz


Mittwoch, 1. Oktober 2014

Der Frosch sitzt nicht im Hals, sondern am Bogen

Mit einem Gewicht von 4000 Gummibärchen auf dem Rücken –
so viel wiegt ein Cello – beginnt Katrin Penz ihr
musikalisches Kabarett-Programm mit dem Titel: „Einmal Pferdehaar bitte“.
Vier Lametta-Stricke in Silber, außen herum eine Menge Holz, ein Stachelanker als Freundschaftsring, Antidruckstellen-Lätzchen und ein Bogen mit Frosch und Pferdehaar. Wer hätte gedacht, dass es sich dabei um ein Cello handelt! Die Zuhörer, die am Sonntagabend des 28. September in die Obernburger Stadthalle kamen, um Katrin Penz mit ihrem Kabarett-Programm „ Einmal Pferdehaar bitte“ zu erleben, waren anschließend so schlau, haben sich köstlich amüsiert und auch eine kräftige Prise Musikgenuss mit nachhause genommen.

Katrin Penz und ihr "alter Knacker", ein 1916 gebautes Cello.

Plaudereien....

Gabriel Blüder assistiert.

Musik hörbar und lesbar.

Intelligent, musikalisch, witzig, so würden die Attribute lauten, würde man das Programm von Katrin Penz in drei Worten zusammenfassen. Es ist aber deutlich mehr, was die Cellistin und Musikpädagogin in ihren Solo-Auftritt einfließen lässt. Es ist ein Stück eigene Lebensgeschichte, die sie dem Publikum unterbreitet. Die Musikerin, die aus Görlitz an der deutsch-polnischen Grenze stammt, erzählt von „echten Wintern“, wo sie als Musikschulelevin bei deftigen Minustemperetaruren mit ihrem Cello an der Bushaltestelle warten musste, ihr das Instrument bei Glatteis aus den Händen glitt und sie fürchtete, dass es zerbrochen war. Das Publikum erfährt von Auftritten im ehemaligen Bauern- und Arbeiterstaat, explizit von musikalischen Umrahmungen bei der Jugendweihe, wo das Spielen der Nationalhymne zum festen Repertoire gehörte. Nebenbei serviert Penz noch einen Ohrenschmaus mit der Interpretation von „Auferstanden aus Ruinen…“, einer unbestreitbar schönen Melodie.

Das Cello ist ihr beste Freund
Den breitesten Raum des knapp zweistündigen Programms nahm die Vorstellung des 1916 gebauten Cellos ein, das Katrin Penz als Freund bezeichnet und die Verbindung scherzhaft „Alter Knacker nimmt junge Frau“ nennt und hinzu fügt: „Er ist der Herr der Saiten und noch ganz schön fit“. Die Kosten für dieses wertvolle Instrument sind ihrer Aussage nach mit denen für die Anschaffung eines Kleinwagens vergleichbar. „Ich habe schon einen Kleinwagen, ich brauche keinen mehr“, stellt sie trocken fest. Kleine Reisen habe sie auch schon genug gemacht, erklärt sie, als sie dann den entsprechenden Anschaffungspreis für einen qualitativ hochwertigen Bogen nennt.

Dafür spart sich Penz die Gebühren für ein Fitness-Center. Mit dem Gewicht von 80 Tafeln Schokolade oder 4 000 Gummibärchen, vergleichbar mit der Masse von 16 Hefeweißbieren in ihrem Cello-Rucksack ständig treppauf und treppab zu gehen, ist laut Penz ein hervorragendes Training. „Die Celli haben immer die oberen Stockwerke“, resümiert sie. Sie macht einen Schmollmund, wenn sie die Flötistin im engen, hochgeschlitzten Kleid erwähnt, sie als Cellistin aber fünf Meter Stoff für einen weit schwingenden Rock benötigt. 

Die Rache der Cellistin
Es leuchtet ein, wenn Penz sagt:„In einem Kleid mit Schlitz kann ich nur einmal spielen, zumindest in einem seriösen Orchester“. Aber die Rache der Cellistin ist süß. Zwar repräsentieren die Celli nicht die ganz große Musik, sondern wandern durch alle Harmonien und geben den Rhythmus vor. „Da müssen auch die Flötistinnen in ihrem Schlitzkleid nachgeben!“ bemerkt Penz mit einem zufriedenen Lächeln. Die Musik kommt am Sonntagabend auch nicht zu kurz. Neben gekonnt interpretierten Auszügen aus Bach-Suiten gibt es noch die berühmte Habanera-Arie aus Carmen und das Ännchen von Tharau zu hören und die wunderbare und berührende Sarabande aus der 1. Suite von Bach.

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Übrigens: Seit Januar wird für die Oper Carmen geprobt. Die Aufführungen der Musikschule Obernburg sind am Samstag, 8. November und Sonntag, 9. November in der Obernburger Stadthalle. Katrin Penz spielt im Orchester mit. Ein paar Impressionen zu den Proben der Vokalisten gibt es hier..