Freitag, 21. November 2014

Ein Renommee für die Stadt Obernburg: Das Kultur- und Sozialcafé "Café fifty" in Obernburg

Eine tolle Atmosphäre im Café fifty bei der Ausstellungseröffnung mit Gemälden von Sadi Reis (Mitte).
Einen fulminanten Start hat der neue Trägerverein des Café fifty in Obernburg seit der Gründung am 20. Juni dieses Jahres hingelegt: Innerhalb kürzester Zeit erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister, die Anerkennung der Gemeinnützigkeit, das Repair-Cafe wurde gestartet und mit einer stimmungsvollen Ausstellungseröffnung am gestrigen Donnerstag, 20. November 2014, die kulturelle Veranstaltungsreihe gestartet.

Seit acht Jahren gibt es das Café fifty in Obernburg, ursprünglich von der Diakonie Untermain als Arbeitslosencafé eingerichtet und nach zwei Jahren wegen interner Finanzierungsprobleme der Diakonie geschlossen. Die ehemaligen Mitarbeiter hatten dann einen Trägerverein für die von der Schließung betroffenen Sozialcafés übernommen, zu denen auch das Café Arbeit in Alzenau und das Café Oase in Aschaffenburg gehören. Es schien auch alles gut zu laufen, aber Ende April 2014 meldet der Verein"Café sozial e.V." Insolvenz an, weil er die Gehälter nicht mehr zahlen konnte. Während für die beiden Cafés in Aschaffenburg und Alzenau Auffangvereine gegründet wurden, drohte dem Café fifty in Obernburg das Aus mit der endgültigen Schließung. Ein Dutzend engagierter Menschen mit großem sozialen Herzen und Sinn für Kunst und Kultur wollten das nicht hinnehmen und haben sich für den Erhalt stark gemacht. Das Angebot wurde neben der Sozialberatung und dem Café-Angebot für Menschen mit geringem Einkommen deutlich erweitert. Mehr dazu auf der Homepage des Vereins Café Fifty - Verein für soziale Arbeit und Kultur e.V.

Danke für das schöne Foto, das Stadträtin Katja Heinz geschossen hat!



Dienstag, 11. November 2014

Fulminante Inszenierung von Carmen - Stehende Ovationen in der Obernburger Stadthalle

Dramatische Szenen wie hier mit Micaela (Claudia Appiani), Don José (Omar Garrido) und Carmen (Lucy Schneider) prägen die Aufführung von Carmen in der Obernburger Stadthalle. 

Es war ein kleiner Skandal, als Bizet im Jahr 1875 seine Oper Carmen uraufführte und mit der Geschichte einer „Femme fatal“ und selbstbewussten Frau aus einem unterprivilegierten Milieu die Gemüter erregte. Heute ist Carmen eine der meist aufgeführtesten Opern der Welt und begeisterte auch bei der Premiere am Samstagabend in der voll besetzten Obernburger Stadthalle das Publikum.

In einer Halle, die sich nicht gerade durch hervorragende Akustik auszeichnet und auf einer Bühne, die eigentlich viel zu klein für die Aufführung einer Oper wie Carmen ist, hatten die Sopranistin und Gesangslehrerin Claudia Appiani als Regisseurin und Dirigent Holger Blüder als musikalischer Leiter das Bestmögliche herausgeholt. Zwar gab es zum Ende des zweiten Aktes einige technische Probleme, wo das Knistern und Knacken über die Lautsprecheranlage den Genuss etwas trübte, doch wurde das Manko durch musikalische und darstellerische Höhenpunkte nach der Pause wieder ausgemerzt. Schließlich muss man bedenken, dass es sich bei den Mitwirkenden überwiegend um Laien handelte, die sich neben ihrem Beruf im Verlauf von 11 Monaten während vieler Proben auf die Aufführung vorbereitet und viel Freizeit investiert hatten.

Etwas ungewöhnlich mutete die Besetzung in den Stimmlagen an. Die Carmen wird in der Regel von Mezzosopranistinnen gesungen, wo schon im Timbre viel Erotik und Lasterhaftes mitschwingt. Wenn die wunderbare Habanera-Arie von einer Koloratursopranistin wie Lucy Schneider in einer lyrischen Stimmfarbe gesungen wird, hat das zwar einen lieblicheren Klang, ist aber nicht weniger reizvoll. Wenn der Tenor Bernhard Oberländer als Escamillo „Auf in den Kampf, Torero“ schmettert, wo sonst Bariton-Sänger für diese Rolle eingesetzt werden, macht das nur in der Stimmlage einen Unterschied, nicht aber in der Qualität. Ganz davon abgesehen, dass allein schon die temperamentvolle Musik mitreißt.

„Auf in den Kampf, Torero“ , die berühmte Arie des Escamillo, gesungen von Bernhard Oberländer.
Als Don José überzeugte der aus Mexico stammende Tenor Omar Garrido, der in der Schlussszene sowohl darstellerisch als auch stimmlich glänzte. Claudia Appiani, die nicht nur Regie führte und als Vocal-Coach fungierte, sondern übernahm auch die Rolle der Micaela. Sie setzte die berühmte Arie, wo sie in den Bergen nach José sucht, musikalisch hochemotional um. Neben den übrigen Darstellern und Sängern überzeugte auch der Chor von „intakt“ durch feinfühlige Begleitung und stimmliche Qualität.

Holger Blüder dirigierte die Oper schmissig und mit Tempo. Besonders erwähnenswert: Die Ouvertüre und das Vorspiel zum dritten Akt der Oper gerieten ihm und dem Sinfonieorchester der Musikschule glänzend. Das zeigte einmal wieder mehr, welch einen hervorragenden Klangkörper dieses vorwiegend aus Laien zusammengesetzte Ensemble aufzuweisen hat und wie Holger Blüder die Musiker motivieren kann. Das Publikum war hingerissen und quittierte die Premiere mit minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen. Am Sonntag, 9. November war die zweite Aufführung, wiederum ausverkauft und noch begeisternder als die Premiere. 
Die beiden Macher: Regisseurin und Darstellerin der Micaela Claudia Appiani, Dirigent und musikalischer Leiter Holger Blüder
Ruth Weitz

Mittwoch, 5. November 2014

Coutndown für die Oper Carmen in Obernburg

Der Countdown zur Premiere der Oper Carmen läuft: Orchester und Chor unter der Leitung von Holger Blüder proben in der Obernburger Stadthalle.
Bereits im Januar dieses Jahres haben die Proben für die Aufführung der Oper Carmen begonnen. Es ist ein Mammut-Projekt im Jubiläumsjahr der Obernburger Musikschule, die seit 25 Jahren besteht. Die Vorbereitungen gehen in die Endphase. Selbst in den bayerischen Schulferien kamen Orchester und Chor, später dann die Vokalisten dazu, um alles rund zu feilen. Die Generalprobe am kommenden Freitag ist gleichzeitig auch eine Feuerprobe für die Premiere, die am kommenden Samstag, 8. November, ab 19 Uhr sein wird.

Nach den beiden Mozart-Opern „Die Zauberflöte“ und vor zwei Jahren „Die Hochzeit des Figaro“ ist die Aufführung der Oper Carmen von Bizet ein Geburtstagsgeschenk, das die Musikschule allen Opernfreunden und Musikliebhabern, vor allem aber der Stadt Obernburg macht. Musikschulleiter Holger Blüder hat wie bei den anderen Aufführungen wieder die musikalische Gesamtleitung und das Dirigat des Orchesters übernommen. Claudia Appiani, Sopranistin und Musikpädagogin, die unter anderem an der Musikschule Obernburg Gesang unterrichtet, führt wiederum Regie. Fest zum Team gehört auch der Obernburger Künstler Joachim Weissenberger, der die Kulissen fertigt.

Gemeinsam mit Appiani, die als Micaëla auf der Bühne stehen wird, haben die Solisten die Partien getrennt vom Orchester erarbeitet. Bis auf drei Ausnahmen handelt es sich bei den Sängern um Schüler aus den Gesangsklassen der Sopranistin in Obernburg, Bad Homburg und Oberursel. Die Carmen singt und Lucie Schneider. Für die Rolle des Don José wurde der in Würzburg lebende mexikanische Tenor Omar Garrido engagiert. Er kam Ende Oktober nach Frankfurt, wo die Vokalisten bisher in der von Claudia Appiani und Lucie Schneider gegründeten Opernwerkstatt die Szenen einübten. Am 2. November fanden sich alle in der Stadthalle zusammen, um zunächst einmal den Ablauf abzustimmen. Einzelne Passagen wurden zwei Tage später geprobt.

Hier weitere Informationen zum Ablauf der Carmen-Proben bei den Vokalisten.

Die Orchestermitglieder trafen sich zunächst in der Musikschule, in der Endphase direkt vor Ort in der Obernburger Stadthalle, wo sich dann auch die Sänger des von Holger Blüder geleiteten gemischten Chors „intakt“ anschlossen. Im Chor singen auch 13 Schüler von Claudia Appiani mit. Die meisten Orchestermitglieder sind Laien und werden von Musiklehrern ergänzt. Die Chorsänger und Musiker sind in den unterschiedlichsten Berufen tätig. Derzeit wird täglich geprobt. Bei der Generalprobe am Freitag werden viele direkt von ihrem Arbeitsplatz in die Stadthalle kommen. Das Publikum darf sich dann am Samstag, ab 19 Uhr und am Sonntag, ab 18 Uhr auf einen dreistündigen Musikgenuss freuen, den es sonst nur in den Opernhäusern großer Städte geboten bekommt.

Karten der Kategorie Eins und Zwei sind bereits ausverkauft. Karten der Kategorie Drei gibt es bei der Musikschule in der Obernburger Kochsmühle unter Telefon 06022 / 614711 und an der Abendkasse.


Hintergrund Oper Carmen

Die Oper Carmen in vier Akten komponierte der 1838 in Paris geborene George Bizet, der schon mit 16 Jahren seine erste Sinfonie geschaffen hatte. Das Libretto stammt von Henri Meilhac und Ludovic Halévy, die den Inhalt einer Novelle von Prosper Mérimée entnommen hatten. Die Uraufführung am 3. März 1875 würde man heute als Flop bezeichnen, denn das Publikum reagierte kühl auf die schonungslose Darstellung des Milieus, die krass vom sonstigen Stil komischer Opern abwich. Erst nach dem Tod von Bizet, der wenige Monate nach der Erstaufführung im Alter von erst 36 Jahren starb, wurde im Oktober 1875 bei einer Aufführung in Wien die Erfolgsgeschichte von „Carmen“ eingeleitet. Der verantwortliche Musikverlag hatte für internationale Bühnen eine neue Fassung mit Ballett und Rezitativen von Ernest Guiraud erstellen lassen. Carmen wurde eine der international meist aufgeführten Opern ihres Genres. ruw

Drei Fragen an Holger Blüder


Die Aufführung der Oper Carmen am 8.und 9. November als Musikschulprojekt in der Obernburger Stadthalle ist für alle Mitwirkenden eine große Herausforderung. Nach den beiden Mozartopern „Die Zauberflöte“ und „Die Hochzeit des Figaro“, wo die Messlatte schon recht hoch gelegt war, bedeutet „Carmen“ für die Musiker so viel wie der Anspruch eines Sportlers einen Meistertitel zu erringen. Main-Echo Mitarbeiterin Ruth Weitz sprach mit Holger Blüder, Leiter der Musikschule Obernburg und wie in den vergangenen Jahren auch für die musikalische Gesamtleitung verantwortlich, über die Vorbereitungen und Zukunftsvisionen.

Wer kam eigentlich auf die Idee, sich nach den Aufführungen von zwei Mozart-Opern an Bizets Carmen heranzuwagen?
Nach den Erfolgen der beiden vorherigen Opernproduktionen, gab es zwei Gesichtspunkte für die Auswahl des nächsten Werkes: Wie erreichen wir möglichst viele interessierte Zuhörer und wie entwickeln wir gleichzeitig unser Orchester weiter.

Nach längeren Überlegungen und dem Studium verschiedener Partituren fiel die Wahl schließlich auf „Carmen“. Zum einen hat diese wunderschöne Oper mit ihren vielen bekannten Stücken eine hohe Publikumswirksamkeit; zum anderen stellte sie für die Instrumentalisten und die Sänger eine neue Herausforderung dar (die Besetzung ist größer und die Schwierigkeit höher).
Ich freue mich sehr, dass wir mittlerweile die Qualität haben, eine solch herausragende Komposition präsentieren zu können!

Die Musiker und Sänger sind ja nicht alle Profis und müssen viel Freizeit opfern. Wie gelingt es, sie bei der Stange zu halten?

Der Probeplan sah eine kontinuierliche Steigerung vor: Wir haben mit Satzproben der einzelnen Stimmen begonnen, anschließend mit Streichern und Holzbläsern zusammen geprobt, danach die Blechbläser und das Schlagwerk ergänzt, dann abschließend den Chor und die Solisten hinzugefügt. Somit wurde das klangliche Erlebnis immer größer, weswegen die Motivation gleichbleibend hoch blieb.
Grundsätzlich gilt sowieso: Der Genuss des gemeinschaftlichen Musizierens und das Erlebnis, selber an einem solchen Kunstwerk beteiligt zu sein, entschädigt für alle Mühe. Die Mitwirkenden spüren, dass es keine verlorene, sondern eine sinnvoll investierte Zeit ist!

Haben Sie nach Carmen schon ein neues Opern-Projekt im Auge?

Nach über einjähriger – sehr intensiver – Planungs- und Vorbereitungszeit, genießen wir jetzt erst einmal den Abschluss dieses Projektes mit dem Höhepunkt der Aufführungen am 8. und 9. November. Danach sehen wir weiter...