Samstag, 14. Oktober 2017

Viele Obernburger wünschen sich das alte OBB-Kennzeichen wieder zurück

Das OBB-Kennzeichen als Erinnerungsstück. Viele Obernburger wünschen es sich wieder. Der Gesetzgeber hat 2012 grünes Licht für die Kennzeichenliberalisierung gegeben.
Update 16. Oktober 2017: Das Kennzeichen OBB kommt wieder. Der Kreistag hat sich heute mehrheitlich dafür ausgesprochen. Zunächst muss die Bundesbehörde auf den Antrag des Landkreises grünes Licht geben. Eine Formalie. Landrat Scherf meint, dass es in diesem Herbst noch realisiert werden kann, das OBB-Kennzeichen bei den Zulassungsstellen in Obernburg und Miltenberg zu holen.

Nahezu die Hälfte aller Landkreise in Deutschland haben ohne Getöse und Tam-Tam Altkennzeichen zugelassen, weil es der Wunsch der Bevölkerung war. Eine repräsentative Studie der Hochschule Heilbronn belegt dies. Hier im Landkreis Miltenberg wird das Thema sehr emotional diskutiert. Teilweise unterhalb der Gürtellinie und ohne entsprechendes Hintergrundwissen. Sind die 50 Prozent der deutschen Landkreisverwaltungen kleinkariert, schwachsinnig, produzieren Unsinn oder sind die Gremienmitglieder, die es entschieden haben,  nicht die hellsten Kerzen auf der Torte? Man könnte es meinen, wenn man die Argumente der Gegner liest und hört.

Der Stadtrat in Obernburg hat sich mit großer Mehrheit für die Einführung ausgesprochen. Ganz viele Bürger wünschen es sich. Bestimmt nicht als Instrument, um die Gebietsreform nach fast 50 Jahren wieder rückgängig zu machen oder den Landkreis Miltenberg in seiner jetzigen Struktur in Frage zu stellen. Es hat sich viel getan seit 2013, als sich der Kreistag Miltenberg mehrheitlich gegen die Einführung des Altkennzeichens OBB ausgesprochen hat. Ich habe meine Meinung  zur bevorstehenden Entscheidung bereits in Facebook gepostet und wiederhole es an dieser Stelle noch einmal:
Ich denke, der Bürgerwille sollte nicht unter den Tisch gekehrt werden. Das schafft Politikverdrossenheit. Gerade in dieser Sache werden weder Mehrkosten oder Mehraufwand erzeugt. Es ist auch kein Zwang, sich das OBB-Kennzeichen ans Auto zu heften. Wer möchte, kann, wer nicht will, kann es lassen.
Ich werde das MIL-Kennzeichen nicht austauschen, aber wer das OBB-Kennzeichen haben will, der soll es auch bekommen. Ich halte das weder für Schwachsinn, noch für Unsinn, noch für kleinkariert. Das gemeinsame Handeln und Eintreten für den ganzen Landkreis und das gesellschaftliche Miteinander wird durch die Einführung des Alt-Kennzeichens OBB nicht negativ beeinflusst. Ich denke, gerade das Gegenteil tritt ein. Ich werde jedenfalls für OBB stimmen und hoffe, dass die Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen es gleich tut.
 Und noch ein Beitrag als Zusammenfassung der Heilbronner Studie:
Heilbronn, September 2017. Über 300 deutsche Städte haben, nachdem die Reform der Fahrzeugzulassungsverordnung seit 1. November 2012 gültig ist, ihre Kennzeichen wieder zurück. Damit setzen fast alle Bundesländer die neue Verordnung um. Es ist damit zu rechnen, dass im Laufe der nächsten Jahre noch weitere der noch nicht wiedereingeführten knapp100 Kennzeichen zurückkehren. Diese Entwicklung ist auf das Forschungsprojekt „Heilbronner Initiative Kennzeichenliberalisierung“, das sich den Möglichkeiten widmete, auslaufende Kfz-Kennzeichen wieder einzuführen oder durch Gebietsreformen gefährdete Kennzeichen zu erhalten, zurückzuführen.Um heraus zu finden, wie die jeweilige lokale Bevölkerung zu dieser Idee steht, wurden dazu in den Jahren 2010 bis 2012 mehr als 50.000 Personen in über 200 deutschen Städten im Rahmen des Projekts, das unter der Leitung von Prof. Dr. Ralf Bochert, von der Hochschule Heilbronn, steht, befragt. Die Ergebnisse: Die große Mehrheit von gut 72 Prozent der Befragten in den Städten äußerte den Wunsch zur Rückkehr zu ihrem Altkennzeichen, 13 Prozent sprachen sich für die Beibehaltung der aktuellen Situation aus. Auffällig stark war der Wunsch zur „Reform der Reform“ in den neuen Bundesländern vorhanden. Je kürzer der Kennzeichenverlust zurückliegt, desto mehr Befürworter gibt es. „Diese Ergebnistendenz in den neuen Bundesländern war zu erwarten. Überraschend ist jedoch, dass zwei Drittel der Befragten in den alten Bundesländern, wo die Gebietsreformen zum Großteil bereits in den 1970er Jahren durchgeführt wurden, ebenfalls zu ihrem Altkennzeichen zurück wollen. Dies zeigt, welche Langfristigkeit und Nachhaltigkeit das Thema hat“, so Prof. Dr. Ralf Bochert. Vor allem die deutliche Zustimmung der jüngsten Altersgruppe von 16 bis 30 Jahren fällt auf: Offensichtlich besteht ein eindeutiger Wunsch bei jungen Menschen nach Verortung in Ihrer Stadt. Die Projektstudie ist jetzt als Buch zu erhalten.
Der vollständige Artikel ist unter https://www.hs-heilbronn.de/kennzeichenliberalisierung 
nachzulesen.

Sicher, es gibt Wichtigeres als die Einführung von Altkennzeichen zu entscheiden. Aber ich warne die Kolleginnen und Kollegen im Kreistag davor, den Wunsch der Menschen in Obernburg und Umgebung abzulehnen. Denn gerade durch eine negative Entscheidung kann das bisher Erreichte im Landkreis, können das gesellschaftliche Miteinander und die Zukunftsprojekte erheblich gestört werden. Die Leute, die sich das OBB-Schild wünschen, werden eine Ablehnung nicht so einfach hinnehmen.

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